Landwirtschaft am Scheideweg - Weiter wie bisher ist keine Option

Rund 800 Millionen Menschen hungern auf diesem Planeten, während 1,9 Milliarden an Übergewicht und krank machender Fettleibigkeit leiden. 2,5 Milliarden Tonnen Getreide wurden 2016 weltweit geerntet, mehr denn je zuvor. Doch nur 43% des Getreides dient als Lebensmittel. Der Rest wird zu Tierfutter, Sprit und Industrierohstoffen verarbeitet. Unser Ernährungssystem ist eine der wichtigsten Ursachen für den Klimawandel, das Artensterben, für Umweltverschmutzung, Wasserknappheit, vermeidbare Krankheiten, Kinderarbeit, Armut und Ungerechtigkeit. Dieses System ist krank.

Über 400 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler fassten 2008 im Auftrag der Weltbank und der UN den Stand des Wissens über die globale Landwirtschaft, ihre Geschichte und Zukunft zusammen. Dieser Weltagrarbericht ist unbequem und alarmierend, warnt vor Irrwegen und zeigt Lösungen auf. Diese Seite fasst seine wichtigsten Ergebnisse zusammen, bietet alle Original-Berichte sowie Fakten und Zahlen. Sie will zum Nachdenken und zur Diskussion anregen - vor allem aber zum Handeln.

Englische Version von „Wege aus der Hungerkrise” veröffentlicht

„Weiter wie bisher ist keine Option”, lautete die Botschaft des 2009 veröffentlichten Weltagrarberichts. Seither hat sich die globale Debatte über die Zukunft von Landwirtschaft und Ernährung weiterentwickelt, doch die Erkenntnisse des Berichts besitzen immer noch Relevanz. Die englischsprachige Broschüre „Agriculture at a Crossroads” fasst die Kernaussagen des Weltagrarberichts auf 52 Seiten zusammen und verknüpft diese mit aktuellen Herausforderungen und Zielen im Bereich Landwirtschaft und Ernährung. Sie kann hier heruntergeladen werden.

Dokumentarfilm „Bauer unser“ ab 23. März auch in deutschen Kinos

03/16: Der Dokumentarfilm „Bauer unser“ von Robert Schabus zeigt gleichermaßen ungeschönt wie unaufgeregt wie es auf Österreichs Bauernhöfen zugeht. So vielfältig die gezeigten Bauern, vom Biobauern bis zum konventionellen Agraringenieur, so einhellig ihr Tenor: So wird es nicht weitergehen. Es läuft etwas falsch. Denn es zeigt sich wie Wirtschaftspolitik und Gesellschaft immer öfter vor der Industrie kapitulieren. Es sind keine rosigen Bilder und doch gibt es Momente der Hoffnung. Bauer unser ist ein Film, der Lust macht, dem Bauern ums Eck einen Besuch abzustatten und bewusst heimische Lebensmittel zu genießen. Der Film kommt ab 23. März in deutsche Kino. Weitere Infos und Termine gibt es hier. Ein Vorgeschmack liefert der Trailer.

Konzernatlas 2017: Fusionswelle in der Argar- und Lebensmittelindustrie

01/17: Immer weniger Konzerne bestimmen weltweit über einen immer höheren Anteil der Lebens­mittel­erzeugung und Ernährung – zum Nachteil von Kleinbäuerinnen und -bauern, Landarbeiterinnen und -arbeitern sowie der regionalen Lebensmittelversorgung. Das zeigt der "Konzernatlas 2017", eine Zusammenstellung von Fakten und Grafiken zur Agrarindustrie, veröffentlicht von der Heinrich-Böll-Stiftung, Rosa-Luxemburg-Stiftung, dem BUND, Oxfam, Germanwatch und Le Monde Diplomatique. Die Herausgeber warnen davor, dass die laufenden Konzentrationsprozesse im Agrarsektor die 2015 beschlossenen UN-Nachhaltigkeitsziele gefährden und fordern stärkere Kontrolle im Agrar- und Ernährungsbereich. Hier gehts zum Download.

Buchtipp: Hans Herren - So ernähren wir die Welt

11/16: Hans Herren, Ko-Präsident des Weltagrarberichts, hat ein neues Buch veröffentlicht, in dem er seine Visionen für „eine Welt mit genügend und gesunder Nahrung für alle, produziert von gesunden Menschen, in einer gesunden Umwelt“ darlegt. Herren setzt sich mit seiner Stiftung Biovision in Afrika für die Entwicklung, Verbreitung und Anwendung von ökologischen Methoden ein. Die Landwirtschaft, ja das ganze Ernährungssystem der Erde muss sich grundlegend wandeln, schreibt Herren: „Weiter wie bisher ist keine Lösung". Doch er bleibt optimistisch und zeigt anhand praktischer Beispiele auf, dass es möglich ist, einen Kurswechsel in der globalen Landwirtschaft einzuleiten, die Zukunft der Menschheit zu sichern und den Hunger auf der Welt zu eliminieren. „So ernähren wir die Welt" ist erschienen im Sachbuchverlag Rüffer & Rub.

Broschüre: Mit Agrarökologie die Ernährungswende gestalten

10/16: Die Broschüre "Besser anders, anders besser: Mit Agrarökologie die Ernährungswende gestalten" zeigt, dass Landwirtschaft und Ernährung anders, besser geht und informiert über praxiserprobte Alternativen, in denen großes Potenzial steckt. Im Fokus der von mehreren Organisationen gemeinam herausgegebenen Broschüre stehen Beispiele agrarökologischer Anbaumethoden, innovativer Vermarktungswege und Initiativen zur politischen Mitgestaltung des Ernährungssystems. Die Publikation arbeitet heraus, welche Ansätze bereits erfolgreich umgesetzt werden, und analysiert, welche politischen Instrumente nötig sind, um eine sozial gerechte und ökologisch nachhaltige Neuorientierung in der Landwirtschaft anzustoßen und Agrarökologie zu fördern. Zum Download der Broschüre geht es hier

Auf DVD erschienen: Tomorrow - Die Welt ist voller Lösungen

9/16: Gemeinsam machten sich die Schauspielerin Mélanie Laurent und der Aktivist Cyril Dion auf den Weg, um mit Experten zu sprechen und weltweit Projekte und Initiativen zu besuchen, die alternative ökologische, wirtschaftliche und demokratische Ideen verfolgen. Am ersten Punkt ihrer Reise entdecken die beiden, dass es möglich ist, ohne Düngemittel oder Pestizide und mit wenig Technik mehr Nahrung zu produzieren als in der industriellen Landwirtschaft. Einfach, indem man die Erde von der Natur „reparieren“ lässt, anstatt sie zu zerstören. Internationale Experten bestätigen ihnen, dass der Westen und die Länder Afrikas, Lateinamerikas und Asiens ohne Öl versorgt und dabei sogar – dank der Agrarökologie – unzählige Jobs geschaffen werden können. Dies und viele weitere Punkte beleuchtet der Film „Tomorrow“, der ab Oktober 2016 auf DVD erhältlich ist.

Neuer Landmatrix-Bericht zeigt Ausmaß der globalen Landnahme auf

10/16: Der Run auf Ackerland hält an: Rund 26,7 Millionen Hektar Land haben sich Investoren seit dem Jahr 2000 weltweit für landwirtschaftliche Zwecke angeeignet – eine Fläche so groß wie das Vereinigte Königreich und Slowenien zusammen. Das zeigt ein neuer Bericht der Landmatrix, der Details zu Ziel- und Investorenländern, der geplanten Nutzung und den Folgen des Landraubs für die Betroffenen liefert. Zum Download

Ein Jahr SDGs: Ziele für eine Welt ohne Armut und Hunger

9/16: Vor einem Jahr haben die Vereinten Nationen in New York eine neue Entwicklungsagenda für die Zeit bis 2030 beschlossen: Im September 2015 wurden offiziell die 17 Nachhaltigkeitsziele verabschiedet, die Armut, Hunger und weitere Menschheitsprobleme lösen sollen. Die Sustainable Development Goals (SDGs), die 169 Unterziele enthalten, lösen die 2015 ausgelaufenen Millenniums-Entwicklungsziele ab. Ziel 2 mit seinen acht Unterzielen widmet sich der Beseitigung des Hungers und der Förderung von Ernährungssicherheit und einer nachhaltigen Landwirtschaft. Bis 2030 sollen alle Menschen das ganze Jahr über Zugang zu angemessener Nahrung erhalten, alle Formen der Mangelernährung beseitigt sein und die Produktivität und das Einkommen von Kleinbauern verdoppelt werden.

IPES fordert Umstellung auf vielfältige agrarökologische Systeme

6/16: Eine umfassende Abkehr von der industriellen Landwirtschaft hin zu diversifizierten agrarökologischen Systemen ist notwendig, um gesunde Lebensmittel für alle zu produzieren, ohne die Umwelt zu belasten. Das fordern die Wissenschaftler von IPES-Food (International Panel of Experts on Sustainable Food Systems) im Bericht From uniformity to diversity. Sie geben der industriellen Landwirtschaft Mitschuld an Problemen wie dem schlechten Zustand von Böden, Wasser und Ökosystemen, hohen Treibhausgasemissionen und Biodiversitätsverlust. Einer vielfältigen, ökologischen Landwirtschaft hingegen gelinge es, Ernährungssicherheit, eine ausgewogene Ernährung, Umweltschutz und soziale Gerechtigkeit zu vereinbaren. Hier geht es zu unserer Nachricht über den Bericht.

Frauen hungern anders: Neuer Bericht zu Mangelernährung

10/15: Frauen sind stärker als Männer von Hunger und Armut betroffen - und damit auch von Mangelernährung. Das zeigt ein Bericht von Brot für die Welt zum „stillen Hunger“. In armen ländlichen Regionen sind sie es meist Frauen, die die Hauptlasten zur Versorgung ihrer Familien tragen und einen großen Teil kleinbäuerlicher Subsistenzarbeit leisten. Sie benötigen Nahrungsenergie und wichtige Nährstoffe. Doch für arme Haushalte sind Früchte, Gemüse, Fleisch und Fisch, die Hauptquelle wichtiger Mikronährstoffe, oft knapp. Wird die Ernährungslage der Familie kritisch, so sind es meist die Frauen, die verzichten. Download

Der Paradigmenwechsel hat begonnen

Die Resonanz vieler internationaler Institutionen und der wissenschaft-lichen Gemeinde auf den Weltagrarbericht war anfangs verhalten bis ablehnend. Viele Regierungen und Unternehmen ignorierten seine Ergebnisse zunächst. Mittlerweile sind wesentliche Botschaften des Berichts auf dem Weg, zur „herrschenden Meinung" zu werden. Auch wenn konkrete Lösungsvorschläge noch immer weit auseinandergehen, ist ein Paradigmenwechsel in der Agrarpolitik und -wissenschaft kaum mehr aufzuhalten. Lesen Sie mehr dazu in unserem Kommentar in der Le Monde Diplomatique, im Interview mit dem Ko-Präsidenten des Weltagrarberichts, Hans Herren, und in der Sammlung wichtiger Berichte und Zusammenfassungen. 

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Originaltexte

des globalen Berichts, der fünf regionalen Berichte und der Synthese des Weltagrarberichts

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